Aus der Erbse ist eine Prinzessin geworden, keine Frage. Die Duftwicke (Lathyrus odoratus) scheint nämlich die Lieblichkeit für sich gepachtet zu haben. Ihre Blütenschmetterlinge wirken so zart und anmutig, so filigran und feenhaft, dass die Duftwicke kaum zu etwas anderem taugt, als ihre betörende Schönheit zu verschenken – und das ist schließlich für eine Blume immer die Hauptsache.
Duftwicke mit Heilkräften
Aber unsere Prinzessin Duftwicke hat eine Vergangenheit, die keineswegs blaublütig ist. Zunächst einmal hieß die Duftwicke ganz und gar unromantisch Platterbse, nach der Form ihrer Samenstände. Darüber hinaus war die Duftwicke nützlich, und damit basta. Die Römer schätzten ihre Wirkung auf die Potenz und die Menschen des Mittelalters ihre Heilkraft bei Bissen von Schlangen und Hunden. Dass die Duftwicke als Kletterkünstlerin am Gartenzaun viele andere Rankenpflanzen hinter sich ließ, brachte ihr über die medizinische Wirkung hinaus auch keinen weiteren Ruhm ein.
Duftwicke als Star im Garten
Dann aber kamen die Profis in Sachen “gardening”: die Briten. Sie nahmen sich der Duftwicke an, veredelten sie, erhoben sie in den botanischen Adelsstand und gaben vielen Sortennamen den Zusatz “Royal” oder “Princess”. Nichts erinnert daran, dass die Duftwicke einst als Futterpflanze dienten und ihr Mehl in Notzeiten in den Brotteig wanderte. Auch die Verwendung von Wicke als Synonym für etwas Wertloses – entwickelt aus dem Gegensatz zu Weizen – ist längst vergessen.
Das Business der modernen Duftwicke ist Beauty pur: Die mal glatteren, mal eher rüschig gewellten Blütenblätter der Duftwicke, die zu den Schmetterlingsblütlern zählt, gleichen Faltern, die im Dienst der Schönheit durch den Garten flattern – in Rosa, Karminrot, Weiß, Blau und Violett.
Wickenarten gibt es viele. Die romantischste von allen ist aber eindeutig die einjährige Duftwicke, die mit ihrer Farbenpracht immer häufiger Zäune und Klettergerüste dekoriert. Ihre frisch grünen Ranken mit den grazilen Blüten hüllen ihre Umgebung – im Gegensatz zur mehrjährigen, geruchlosen Staudenwicke (Lathyrus latifolius) – in eine mehr oder weniger intensive, leicht nach Orangen duftende, angenehm süße Wolke ein.
Duftwicke: praktische Tipps
Wer die guten Eigenschaften der Duftwicke hervorlocken möchte, darf allerdings keine Mühe scheuen. Kälte und Spätfröste mögen die Diven nicht. Erst ab Mitte Mai sollte man die vorgezogenen Jungpflanzen aussetzen oder die harten Samen, die man am besten über Nacht in Wasser einweicht, direkt aussäen. Der Standort muss sonnig sein; kalte Zugluft ist Duftwicken ein Gräuel. Ebenso wie Staunässe, obwohl der lockere, nährstoffreiche Boden feucht sein sollte. Jährlich ist Platzwechsel angesagt, denn Lathyrus odoratus wächst nicht gut nach sich selbst.