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Digitalkameras: Kauftipps

Digitale Kameras können viel, oft zu viel. Denn einige Funktionen sind eher Spielerei als sinnvolle Hilfe. Und: Eine hohe Pixelzahl ist nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal!

Allgemeines

Eine Kamera muss generell gut in der Hand liegen und leicht zu erreichende Bedienungselemente haben. Die neuen Kameramodelle legen zwar immer mehr Wert auf einfachste Bedienung, aber probieren Sie die Knöpfe und die Handhabung der Kamera im Geschäft ruhig aus. Sehr praktisch sind Knöpfe, mit denen man sofort Zugriff auf wichtige Funktionen wie Foto-Modi, Blitz, Weißabgleich oder ISO-Einstellung hat, ohne sich durch ein Menü zu klicken. Früher war das den Spiegelreflexkameras vorbehalten, aber inzwischen können sehr viele Kameras mit manuellen Bedienungselementen dienen.

Bei der Lumix G2 von Panasonic sind wichtige Bedienungselemente sofort erreichbar.
Bei der Lumix G2 von Panasonic sind wichtige Bedienungselemente sofort erreichbar.

Mehr Pixel, bessere Bilder?

Mehr Megapixel liefern nicht unbedingt auch bessere Bilder, das gilt vor allem für kompakte Kameras mit kleinen Bildsensoren. Denn auch wenn die Pixelzahl ständig zunimmt – die Größe der Sensoren bleibt besonders bei den günstigen Modellen gleich. Als Folge drängeln sich immer mehr Pixel auf dem Sensor, die sich gegenseitig das Licht wegnehmen und den Sensor nicht ausreichend belichten. Die Elektronik muss korrigierend eingreifen, und vor allem bei höheren ISO-Zahlen kommt es zu erheblichem Bildrauschen. Mehr Pixel bringen also kurioserweise nicht selten eine schlechtere Bildqualität mit sich. Besonders bei Kompaktkameras gilt deshalb in punkto Megapixel: weniger ist mehr.

Bildrauschen verursacht Störpixel und führt zu deutlichem Detailverlust.
Bildrauschen verursacht Störpixel und führt zu deutlichem Detailverlust.

Über 12 MP sollten einfache Kompaktkameras daher nicht haben. Auch sind die kleinen Linsen der Kameras oft mit dem Pixelansturm überfordert und lassen kaum genug Licht für alle durch, so dass Unschärfen an den Bildrändern zusätzlich die Folge sein können. Hochwertige Kompaktkameras, Bridge-, System- und Spiegelreflexkameras haben größere Objektive und Bildsensoren, so dass Bildrauschen bei ISO-Zahlen bis 400 überhaupt kein Problem ist.

Bei Spiegelreflexkameras macht sich das Rauschen meist erst ab ISO 1600 bemerkbar. Viel wichtiger sind die Akkulaufzeit und die Auslöseverzögerung, damit auch Schnappschüsse gelingen. Nach spätestens 2 Sekunden sollte eine Kamera einsatzbereit sein und dann nahezu sofort auslösen. Bei Spiegelreflexkameras ist das generell kein Problem.

Optischer Zoom: Das gleiche Bild mit 18mm Brennweite (links) und 250mm aufgenommen. Foto: Thomas Heß
Optischer Zoom: Das gleiche Bild mit 18mm Brennweite (links) und 250mm aufgenommen. Foto: Thomas Heß

Zoomen

Auch auf den digitalen Zoom kann man bei jeder Art von Kamera gut verzichten. Denn der Tele-Effekt beim digitale Zoom wird nur auf rechnerischem Weg erreicht, so dass die Bildqualität deutlich leidet. Den gleichen Effekt erzielt man z.B., wenn man das Foto am PC einfach vergrößert und dann einen Bildausschnitt macht. Dieser wird auch unscharf.

Der optische Zoom nutzt dagegen die volle Auflösung der Kamera holt das Motiv nicht durch elektronische Trickserei näher heran, sondern wie bei einem Fernglas durch die Linsen im Objektiv. So nutzt die Kamera auch in der Vergrößerung die volle Pixelzahl des Sensors.

Ein großer Zoom-Bereich erfordert einen guten Bildstabilisator. Die PowerShot SX30 IS hat angeblich den leistungsstärksten, den Canon je verbaut hat.
Ein großer Zoom-Bereich erfordert einen guten Bildstabilisator. Die PowerShot SX30 IS hat angeblich den leistungsstärksten, den Canon je verbaut hat.

Die riesigen Brennweiten einer Bridgekamera basieren auf einem optischen Zoom, das Objektiv wird quasi zum Fernglas, und die Bilder haben volle Auflösung. Denken Sie beim Kauf einer Bridgekamera daran, das dieser Brennweitenbreich zwangsläufig zu Lasten der Bildqualität geht: Im Weitwinkel können Linien schon mal verzerrt sein, und beim Tele kann es zu dunklen Bildecken (Vignettierung) kommen. Das Objektiv ist nun mal ein Allrounder und macht es in jedem Bereicht so gut es geht.

Nachteil der Wechselobjektive: Sie sollten das Kameragehäuse regelmäßig auspusten, um Staub von Sensor zu entfernen. Foto: Thomas Heß
Nachteil der Wechselobjektive: Sie sollten das Kameragehäuse regelmäßig auspusten, um Staub von Sensor zu entfernen. Foto: Thomas Heß

Die Spezialisten sind in diesem Fall die Wechselobjektive, die in ihrem Brennweitenbereich Top-Bilder liefern. Aber: das Wechseln lässt Staub ins Gehäuse, der sich als dunkle Flecken bemerkbar macht. Das passiert bei Bridgekameras nicht, die stecken mehr weg und sind z.B. perfekt für Reisen.

Bildstabilisator

Sehr praktisch sind Bildstabilisatoren, die verwacklungsfreie Bilder auch ohne Stativ bei wenig Licht oder mit großen Brennweiten jenseits der 100mm ermöglichen. Achten Sie aber darauf, dass die Kamera einen optischen Bildstabilisator hat, der Bildschwankungen entweder durch einen beweglichen Sensor oder durch bewegliche Linsen ausgleicht. Elektronische Bildstabilisatoren erhöhen meist nur die ISO-Empfindlichkeit, so das es zu Bildrauschen kommt. Für Spiegelreflex- und Systemkameras gibt es auch Objektive mit eingebauten Stabilisator.

Wer braucht welche Funktionen?

Serienbilder: So lange man den Auslöser drückt, macht die Kamera einige Sekunden lang fortlaufend Bilder, je nach Modell bis zu 10 pro Sekunde! Die Bilder werden erst in den internen Speicher der Kamera geladen und zeitversetzt auf die Speicherkarte gespeichert. Diese Funktion ist vor allem für Action- , Natur- und Sportfans interessant, die auf spannende Momentaufnahmen einer schnellen Bewegung aus sind. Denn bei den vielen Bildern ist immer ein gutes dabei!

Ohne Serienbild-Funktion ist so ein Bild kaum möglich.
Ohne Serienbild-Funktion ist so ein Bild kaum möglich.

3D-Fotos: Bilder mit plastischem 3D-Effekt werden von der Kamera-Software erstellt und sind nicht nur für Technik-Freaks interessant. Noch besser werden die Bilder mit speziellen 3D-Objektiven, die es allerdings nur für teure Kameras gibt. Zum Anschauen braucht man einen 3D-fähigen Fernseher.

Raw-Format: Wer seine Bilder gerne am PC nachbearbeitet, hat mit unkomprimierten Raw-Bildern besonders viele Möglichkeiten. Denn mit diesem Datenformat können Sie viele Kamera-Einstellungen wie z.B. Weißabgleich, Schärfe oder Rauschunterdrückung auch im Nachhinein noch verändern. Bei jpg-Formaten geht das nicht, da hat die Kamerasoftware diese Einstellungen bereits intern festgelegt und fest abgespeichert. Raw-Bilder werden gerne mit den Negativen analoger Kameras verglichen, während jpgs die daraus entwickelten Bilder sind. Nachteil der Raw-Bilder: Sie brauchen deutlich mehr Speicher, ein Raw-Foto ist in der Regel mindestens 15 MB groß.

HDR-Bilder: Bisher waren außergewöhnlich kontrastreiche Bilder mit hoher Dynamik ausschließlich mit Hilfe von Bildbearbeitungsprogrammen möglich. HDR-Bilder (High Dynamic Range) wirken wie ein Gemälde und oft surreal. Kameras mit HDR-Funktion machen in diesem Modus mehrere Bilder eines Motivs mit unterschiedlichen Belichtungen und setzen sie zu einem Bild zusammen, dass dann in allen dunklen wie hellen Bildbereichen die höchste Detailgenauigkeit aufweist. Ein tolles Feature nicht für Fotofans. Es lohnt sich also, beim Kauf einer Digitalkamera auf dieses Ausstattungsmerkmal zu achten.

HDR-Bilder sind außergewöhnlich kontrastreich und stimmungsvoll.
HDR-Bilder sind außergewöhnlich kontrastreich und stimmungsvoll.

Panorama-Funktion: Wer viel reist, gerne in der Natur unterwegs ist oder viele Städtereisen macht, sollte über eine Kamera mit Panorama-Funktion nachdenken. Sie drücken den Auslöser und schwenken die Kamera langsam von links nach rechts oder von oben nach unten. Die Kamera fügt eine Reihe von Einzelbildern automatisch zu einem Panorama zusammen.

Panoramabilder haben einen wesentlich größeren Blickwinkel als ein Einzelbild. Foto: B. Römling
Panoramabilder haben einen wesentlich größeren Blickwinkel als ein Einzelbild. Foto: B. Römling

HD- und Full-HD Videos: Die meisten Kameras können kurze HD-Filmchen mit 1280 x 720 Pixel Auflösung drehen, andere erreichen die Full-HD-Qualität mit 1.920 x 1.080 Pixel. In den vollen Genuss der Bildqualität kommen Sie beim Anschauen natürlich nur mit einem HD-Fernseher. Wer gern Videos aufnimmt, kann mit einer Digitalkamera sogar den Camcorder ersetzen, denn immer mehr Kameras bieten eine wirklich überzeugende Videoqualität, das gilt vor allem für die neuesten System- und Spiegelreflexkameras. Achtung: bei manchen Kameras ist die Aufnahmedauer für Videos in voller Auflösung sehr begrenzt.

Wer mit seiner Kamera ernsthaft filmen will, sollte auf einen Anschluss für ein externes Mikro und auf eine Bildwiederholungsrate von mindestens 25 Bildern/Sekunde achten. Nur dann wirken die Filme flüssig – außer bei Schwenks, da kommen Fotoapparate noch nicht ganz an reine Camcorder ran.

Mit dem Art-Filter "Expressiv" werden Farben intensiver dargestellt. Foto: Thomas Heß
Mit dem Art-Filter "Expressiv" werden Farben intensiver dargestellt. Foto: Thomas Heß

Art-Filter: Art-Filter sind spezielle Aufnahme-Modi der Kamera, die tolle Bildeffekte wie z.B. Pop-Art, knallige Farben, Sepia-Effekte, Lochkamera-Effekt und vieles mehr ermöglichen. Ein tolles Feature für kreative Fotografen, die keine Lust auf nachträgliche Bildbearbeitung am PC haben oder sich gar nicht erst mit Bildbearbeitung abgeben wollen.

Gesichtserkennung: Wer gerne andere Menschen fotografiert, wird die Vorteile der Gesichtserkennung schnell zu schätzen wissen. Die Kamera stellt automatisch auf die Gesichter scharf, wird aber unter Umständen auch Wanduhren als Gesicht ansehen. In dem Fall wird auf den normalen Kamera-Modus umgestellt, und weiter geht’s!

Text: Thomas Heß

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