Diesen Monat möchte ich Sie mit dem amerikanischen Streuselkuchen, dem Coffee Cake, bekannt machen. Er ist ein Verwandter des deutschen Streuselkuchens, aber dennoch anders. Und so gerne wie ich ihn esse, backe ich ihn auch! Bevor ich das Wort „Coffee“ überhaupt buchstabieren konnte, habe ich diesen Kuchen mit meiner Lieblings-Oma gebacken und vernascht. Mimi war eine zarte, feine Dame, die ausschließlich Kleider trug. In ihrem ganzen Leben hat sie nicht eine Hose angehabt. Jeden Sommer nahm sie den Zug von Palm Beach zu uns nach Seattle. Wir haben Karten gespielt, zusammen gebacken und die weltbeste Brombeermarmelade gekocht. Jeden Morgen bin ich in ihr Schlafzimmer geschlichen, um mich zu verstecken und auf den günstigsten Augenblick zu warten, um sie zu erschrecken! Damals war ich fünf Jahre alt und fand das sehr lustig. Im Nachhinein habe ich aber noch immer ein schlechtes Gewissen: Sie hätte vor Schreck einen Herzinfarkt bekommen können! Zum Glück ist das nicht geschehen. Dann half ich ihr, das Morgenkleid auszusuchen, das sie ausschließlich bis mittags trug. Ich war von ihrer Kleidersammlung fasziniert und konnte es kaum bis zum nächsten Tag erwarten, auf dass sich unser Ritual wiederholte. Weiße Perlen um ihren Hals rundeten stets ihren Look ab, und sie war bereit fürs Kartenspielen und Coffee-Cake-Essen.
Eines muss ich klarstellen: Im Coffee Cake gibt es keinen Kaffee. Der Name täuscht und ist nur ein Hinweis, wozu der Kuchen gegessen werden sollte. Ob morgens oder am Nachmittag – auf jeden Fall zum Kaffee. Amerikanischer Streuselkuchen kennt nicht viele Regeln: Er kann rund oder eckig sein, dick oder dünn und sogar mit oder ohne Hefe gebacken werden. Sogar die Streusel sind wandelbar: Sie können mit Pekan-, Walnüssen oder Vollkorn-Haferflocken gemacht sein und gern mit einer Prise Zimt. Streusel verdecken fast den gesamten Kuchen, der meistens mit Früchten oder Beeren gebacken ist. Habe ich Ihre Neugier geweckt? Dann probieren Sie doch mal eine meiner Lieblingsvarianten ...
