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Neue Studie: Gefahr durch Handys?

Kein eindeutiges Risiko, aber weiter Raum für Spekulationen – so lässt sich vereinfacht und grob das Ergebnis einer neuen Mammut-Studie der Weltgesundheitsorganisation zum Thema Handystrahlung zusammenfassen.Zehn Jahre, 13 beteiligte Länder, etwa 13.000 Probanden und rund hunderttausend Befragungen: Das ist die große „Interphone“-Studie, deren ersten Ergebnisse jetzt vorliegen. Demnach muss sich niemand vor Handys und Mobilfunk-Masten fürchten.

Die Ergebnisse der Studie

Die an der Studie beteiligte Mainzer Statistik-Professorin Maria Blettner gibt Entwarnung: “Die Interphone-Studie hat gezeigt, dass für einen Erwachsenen die durchschnittliche Nutzung des Handys kein erhöhtes Hirntumorrisiko bedeutet”. Zwar bleibe die Frage offen, wie die ganz langfristige Wirkung der Handys auf unsere Gesundheit zu bewerten sei, aber sie selbst rechne nicht mit neuen, negativen Erkenntnissen.

Dennoch bleiben leise Verdachtsmomente. Elisabeth Cardis vom Umweltforschungszentrum Creal in Barcelona, die die Studie geleitet hat, sagt: “Zehn Prozent der Teilnehmer aus unserer Studiengruppe scheinen tatsächlich ein erhöhtes Risiko zu haben, einen Hirntumor zu entwickeln”. Vieltelefonierer (mehr als 1640 Stunden bis zum Zeitpunkt der Befragung) hatten überdurchschnittlich häufig einen Krebsbefall in der Region des Ohrs. Dabei war in der Regel die Seite des Kopfes betroffen, an der die Erkrankten am häufigsten ihr Handy hielten.

Aber: Die Forscher sagen, dass kein handfester Zusammenhang zwischen Handynutzung und Krebs konkret festzumachen sei.Denn: Die Erinnerungen der Befragten sind immer subjektiv und können nicht als statistisch wertbare Größe herangezogen werden.

So wurden die Angaben der Teilnehmer mit den Daten der Mobilfunkanbieter verglichen. Dabei zeigte sich, dass die Befragten in ihrer Einschätzung über die Häufigkeit ihrer Handynutzung teilweise stark daneben lagen.Auch in weiterführenden Studien könne man aufgrund solcher Unsicherheiten keine statistisch gesicherten Auswertungen vornehmen, sagen die Forscher. Und: In Zukunft würde auch die notwendige Kontrollgruppe der Nicht-Handynutzer vermutlich wegfallen, weil mittlerweile nahezu jeder ein Handy besitze und nutze.

Wie schädlich die Strahlung der Mobiltelefone wirklich ist, bleibt unklar.
Wie schädlich die Strahlung der Mobiltelefone wirklich ist, bleibt unklar.

Wie könnten Handys uns überhaupt schaden?

Die Frage, wie die Strahlung von Mobiltelefonen und Sendemasten Krebs überhaupt auslösen könnte, bleibt unbeantwortet. Fakt ist: Ein Handy erzeugt Mikrowellen und kann das menschliche Gewebe erwärmen. Das gilt übrigens auch für schnurlose Telefone. Die Strahlung gilt jedoch als zu gering, um Veränderungen der Zellen oder des Erbguts zu verursachen.

Moderne Handys sind außerdem strahlungsärmer als mit Beginn der “Interphone-Studie” vor zehn Jahren. Bei allen Handys, die aktuell produziert werden, liegt der Strahlenwert (der so genannte SAR-Wert) unter dem Grenzwert, der vom Bundesamt für Strahlenschutz festgelegt wurde. Der SAR-Wert moderner Handys liegt in der Regel zwischen 0,10 und 1,94 Watt je Kilogramm Körpergewicht (W/kg).

Eine Übersicht aller aktuellen Mobiltelefone und deren Strahlungs-Wert gibt es beim Bundesamt für Strahlenschutz: www.bfs.de

Die Forschung geht weiter

Die “Interphone-Studie” gibt also vorsichtig Entwarnung, hat aber gleichzeitig mit statistischen Variablen zu kämpfen und kann ein Restrisiko nicht ausschließen. Es wird also weiter geforscht: Aktuell hat in Großbritannien eine neue Studie begonnen. Für diese Studie sollen eine viertel Million Menschen in fünf europäischen Ländern nach ihrem Telefonierverhalten befragt und medizinisch untersucht werden. Und das über einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren.

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