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Resort Baumgeflüster – Ferien zwischen Eichen und Buchen

Eine Nacht im Baumhaus – im Winter ist das doch eher ein Alptrau, Von wegen: Autorin Karola Kostede fand im „Resort Baumgeflüster“ ihr persönliches Wipfelglück.

Meine Freundinnen wundern sich ein bisschen. Wie das wohl wird? Bei fünf Grad quer durch den Wald zum Klohäuschen rennen? Und nachts in luftigen Höhen frieren? Doch erstmal muss ich das „Resort Baumgeflüster“ finden, das Navigationsgerät versagt mal wieder – typisch, denke ich. Zum Glück kommen zwei Radfahrer vorbei, die die Baumhäuser schon kennen. Sie zeigen mir die Hofeinfahrt, über die es zu meinem Wochenend-Domizil geht. Nur zwei Kilometer Luftlinie vom Zwischenahner Meer entfernt liegt das Baumhaushotel auf einem drei Hektar großen Waldgrundstück.

Rückzugsdomizil: ein Baumhaus namens "Afrika"
Rückzugsdomizil: ein Baumhaus namens "Afrika"

Dort erwartet mich bereits Insa Otteken: „Herzlich Willkommen!“ In einem kleinen Wäldchen mit bis zu 30 Meter hohem Baumbestand liegt das 2011 eröffnete „Resort Baumgeflüster.“
Der Hof, an dem ich vorbeigefahren bin, soll noch renoviert werden und später in das Baumhaushotel integriert werden, erzählt mir Frau Otteken. „Sie wohnen dieses Wochenende übrigens im Haus Afrika.“ Ich kann es kaum erwarten, mein Baumhaus auf Zeit von innen zu sehen.

Die vier Baumhäuser sehen aus wie vier überdimensionale Holzkästen. Sie haben große Fenstern und stehen auf Stelzen. Vier Meter hoch sind sie und verteilen sich zwischen 100 Jahre alten Buchen und Eichen. Allein könnten diese alten, großen Bäume, die Häuser nie tragen.

Sie heißen „Ammerland“, „Asien“, „Alpen“ und „Afrika“ und sind über eine Treppe zu betreten. Die Idee zu diesen kleinen Fluchten in den Baumwipfeln hatte der 14-Jährige Onneke, der Sohn von Frau Otteken. Er sah vor zwei Jahren in einer Zeitschrift ein Baumhaus und wollte auch so ein Haus.

Inhaberin Insa Otteken von Resort Baumgeflüster bringt auf Wunsch auch ein selbsgemachtes Frühstück ins Baumhaus
Inhaberin Insa Otteken von Resort Baumgeflüster bringt auf Wunsch auch ein selbsgemachtes Frühstück ins Baumhaus

„Vor dem Betreten des Baumhauses bitte die Schuhe ausziehen!“ sagt Frau Otteken. Das Lärchenholz aus dem die Baumhäuser gebaut sind wurde aus Österreich angeliefert und ist unbehandelt. Es wurde in einem Spezialverfahren ohne Kleber und Folien verbaut. Allerdings ist es sehr empfindlich – Schuhe müssen daher draußen bleiben!

Ich laufe gleich barfuss durch mein kleines, feines Reich: ca. 39 Quadratmeter groß mit einem Schlafzimmer, einem Wohnzimmer mit einer kleinen Küchenzeile sowie einem schönen, kleinen Design-Bad in Schiefer und mit Fußbodenheizung.

So viel Luxus war eigentlich zunächst nicht geplant, doch das Baumhaushotel soll ganzjährig bewohnbar sein. “Und mal ehrlich wer duscht schon bei Minusgraden draußen?” So wurde ein Bad in die Baupläne aufgenommen, dann kamen noch eine Küchenzeile und eine Heizung dazu – und plötzlich hatten wir diese Luxus-Appartements“, erzählt mir Frau Otteken.

Entworfen hat diese einzigartigen Baumhäuser der Bremer Architekt und Baumhaus-Experte Andreas Wenning. Er hat schon in aller Welt Projekte dieser Art verwirklicht. Es wurde in dem Wäldchen aber kein Baum gefällt, nur ausgeholzt wurden die Riesen. Dafür sind extra Baumkletterer aus Österreich eingereist.

Mein kleines, feines Reich ist minimalistisch eingerichtet, mit Designer-Lampe und schönen Sofas – eben einfach perfekt. Ich fühle mich gleich wohl. Von wegen Klohäuschen und Frieren. Und Afrika heißt mein Haus übrigens nicht nur wegen der ethnischen Muster auf den Sofakissen, sondern auch anhand einer originalen, afrikanischen Holztür mit Schnitzereien vor der Garderobe sowie in einer Giraffenfelloptik auf der Kleiderschranktür.

Das Beste ist aber, es gibt es kein Radio und auch keinen TV-Flachbildschirm. Handy-Empfang habe ich zwar, aber das stelle ich sofort freiwillig aus. Frau Otteken lässt mich allein und sagt: „Morgen früh um halb zehn bringe ich Ihnen das Frühstück.“ Ich genieße die Ruhe und koche mir erstmal einen Tee. Ich gucke durch die großen Fenster und beobachte eine Meise, die aufgeregt von Ast zu Ast springt. Ich sitze lange einfach nur da und schaue zu, was auf den Bäumen so passiert.

Gemütlich: Baumhaus "Afrika" besitzt schöne Sofas und Kissen
Gemütlich: Baumhaus "Afrika" besitzt schöne Sofas und Kissen

Ein Blatt fliegt gegen das Fenster. Blick nach rechts: herbstfarbenen Eichblätter bewegen sich sanft im Wind. Blick nach links: über die Terrasse zum Nachbarhaus – alles ruhig und niemand zuhause. Ich schaue derweil fasziniert zu, wie der Nebel zwischen die Stelzen der Nachbarhäuser zieht. Es wird schnell dunkel – oder besser stockfinster.

In den anderen Häusern gehen die Lichter an. Für eine Nachtwanderung bin ich viel zu müde – Blätter im Wind beobachten kann auch ganz schön anstrengend sein. Stattdessen bette ich mich abends in kuschelige ägyptische Baumwolle in meinem Fünf-Sterne-Bett und schlafe zehn Stunden tief und fest.

Am Morgen klopft es an die große Terrassentür: „Guten Morgen! Sie strahlen, ja!“ sagt Frau Otteken und reicht mir einen Korb mit lauter hausgemachten Köstlichkeiten sowie eine Thermoskanne mit Kaffee. Die selbstgekochte Marzipan-Himbeer- und Quer-durch den-Garten-Marmeladen sowie das selbstgebackene Sieben-Korn-Buttermilch-Landbrot schmecken köstlich. Das Dreikorn-Quarkbrötchen ist auch selbstgebacken und der Estragon-Radieschen Dipp nicht zu übertreffen. Ich hole auch noch die letzten Reste aus dem kleinen Weck-Glas. Draußen ist es neblig und kalt, aber bei mir im Baumhaus ist es warm und gemütlich.

Beste Aussichten: der Blick von der Terrasse hoch in die Bäume
Beste Aussichten: der Blick von der Terrasse hoch in die Bäume

Ich träume mal wieder vor mich hin und denke, es ist ein bisschen wie früher. Damals als Kind hatte ich so ein kleines Baumhaus – eigentlich war es nicht wirklich ein Haus, sondern eher ein Baum, dessen Äste so verzweigt waren, dass man oben in ihm liegen konnte. Immer, wenn mir meine große Schwester mal wieder gewaltig auf die Nerven ging, lief ich dorthin und verschwand.

Ich dachte mir Geschichten aus, mein Baum war natürlich immer mit dabei; mal als mein Schloss; mal als mein Raumschiff oder mein Boot … – und die große Schwester war mir ganz schnell schnurzpiepegal. Der Baum aus Kindertagen wurde längst gefällt, aber zum Glück habe ich nun einen neuen Baum gefunden.

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